Prestigeobjekte werden immer wichtiger, ja
schon fast essenziell – wer fährt den schnelleren Wagen, wer hat die grösste
Michael Kors Sammlung zuhause (falls dieser Trend schon wieder passé ist, dann
tuts mir ja leid) oder wer hat schlicht weg am meisten vorzuzeigen. Dabei habe
ich mir letztens noch im Bett Gedanken darüber gemacht, dass mein damaliger
Lebensstil mittlerweile garnicht mehr meinen jetzigen Bedürfnissen entspricht.
Ich habe mir wirklich Gedanken darüber gemacht,
was ich im Leben brauche um glücklich zu sein – nicht nur was ich möchte. Wenn
ich Dinge aufzählen kann, die ich möchte, habe ich bei weitem noch nicht all
die Dinge die ich tatsächlich brauche. Hät ich gerne wieder einen Audi, na
logo. Hät ich gern wieder eine teure Hütte für 2.5 k, na logo. Aber seitdem ich
diesen ganz besonderen Mann kennen und lieben gelernt habe, der im Juno in mein
Leben schritt, habe ich ganz andere Bedürfnisse in mir selber wahrgenommen oder
gar wieder entdeckt. Er könnte mir Gänseblümchen vom Friedhof pflücken und ich
würde ein riesen Bouquet sehen. Er könnte mit mir in einer kleinen Wohnung abseits
leben und ich würde es mein liebevolles Zuhause nennen. Er könnte mich mit an
den See oder die Aare nehmen und ich fühle mich wie im Urlaub. Er könnte mit
mir Kebabessen gehen und ich geniesse es genauso wie im Gourmet Tempel.
Mein Partner ist für mich mein Zentrum, meine
Familie, mein Halt und das Wesentliche im Leben – alles andere ist nur noch
Beilage für mich.
Ich kann Männer verstehen die dem Thema Ehe mit
einer gewissen Abneigung entgegentreten. Man sagt zwar, dass es der Tag der Braut
ist, aber ich will und brauche kein Fest in dem ich im Mittelpunkt stehe und
dafür mehrere tausend Franken verballer. Mich würde das Thema auch
verschrecken, wenn Frau mit ihrer endlosen Liste von Sonderwünschen kommt.
Jeder soll und darf zelebrieren wie er möchte, aber ich finde oftmals ist der
Fokus zu sehr auf die Träume einer Frau ausgelegt, die sie damals als Kind
hatte. Natürlich ist die Prinzessinen Hochzeit der Kindertraum schlechthin – aber
es ist die Zelebrierung einer Bindung, nicht der eines längst vergangenen
Kindertraums. Aber wo bleibt das Wesentliche? Wo bleibt die Intimität, die Art
von Intimität die euch als Paar erst dort hingebracht hat? Ich bin mir sicher,
dass jeder seinen Traditionen treu bleiben kann, wenn er nicht den Blick für das
Wesentliche verliert. Wieso muss es ein Verlobungsring von Tiffany’s sein – weil
es ein riesen Hype von damals ist und man wahrscheinlich neugierigen
Nervensägen nicht sagen möchte, dass der Verlobungsring keiner aus dem
Edelhause ist. Ich finde spätestens da sollte man sich fragen, wieso man sich
verlobt.
Mit dem richtigen Mann an deiner Seite wird
jeder Moment etwas Besonderes, jeder Fortschritt ist ein weiterer Stein auf dem
Fundament, jede Aufmerksamkeit und Zuwendung ist ein besonderes Geschenk von
Herzen. Wenn wir uns mehr darauf besinnen können, was wir brauchen – anstatt zu
erfragen was wir wollen – dann bin ich mir sicher, dass wir alle viel glücklicher
sind. Wer den Pfennig nicht ehrt, ist die Mark nicht wert.
Wenn wir nach dem Prinzip gehen, wag ich sogar
zu behaupten, dass einige Ehen garnicht erst entstehen würden. Wie vielen
Frauen geht es heutzutage noch darum eine Familie zu sein resp eine Familie zu
gründen, wie vielen Frauen geht es noch um das eigentliche Geben und Erhalten
des Eheversprechens? Oder dass die Kinder den gemeinsamen Familiennamen tragen?
Nennt mich altmodisch, aber früher wurde man eher schräg angeschaut, wenn man
zusammenlebte und nicht verheiratet war oder gar bis 35 munter durch die
Geschichte reiste und keine Kinder hatte. Ich persönlich finde es schade, dass
ich heutzutage belächelt werde, weil ich 25 bin und mir solche familiären Werte
am Herzen liegen und ich diese genauso gerne umsetzen möchte wie meine Eltern
und deren Eltern zuvor. Anscheinend ist Prestige das neue Pink, für mich aber
nicht.
Ich dachte immer, dass es mein Traum sei eine grosse und exklusive Hochzeit zu
feiern oder dass es unbedingt notwendig ist in einer riesigen Attikawohnung zu
leben. Mittlerweile fühl ich mich in behaglicher Zweisamkeit so viel wohler und
sicherer, dass alles andere Nebensache geworden ist. Es muss nichts kompensiert
werden, weil alles vorhanden ist. Wenn ich abends nachhause komme freue ich
mich jedes Mal, weil ich weiss, dass alles was ich brauche dort auf mich wartet.
Wenn ich überteuerten Schmuck sehe, schaue ich meinen Ring an und lächel, weil
kein Geld der Welt die Bedeutung des Ringes aufwiegen kann. Wenn ich
wunderschöne und pompöse Hochzeiten sehe, freue ich mich insgeheim auf eine
kleine, bescheidene familiäre Hochzeit – dieses Mass an Intimität und
Vertrautheit kann mir selbst die luxuriöseste Hochzeit niemals geben.
Liebe ist Luxus, wenn man sie mit dem
Herzen betrachtet. Wer das nicht sieht, schaut nicht richtig hin.
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