Freitag, 11. September 2015

#16 Rotchäppli in Love - Apfelstrudel



Früchte sind am süssesten kurz bevor sie verderben – Affären genauso.

Gerade war ich wieder in meinem Astrologieforum am Lesen und habe einen interessanten Post gesehen. In dem Post ging es um eine jüngere Frau die ein Verhältnis mit einem Kerl hat und mittlerweile vorne und hinten nicht mehr weiss wo sie steht. Es war das übliche Prozedere: sie haben sich kennengelernt, haben Zeit zusammen verbracht, er hat ihr das richtige Mass an Aufmerksamkeit geschenkt und ihr seine halbe Lebensgeschichte erzählt. Das sie zusammen im Bett gelandet sind muss ich wahrscheinlich nicht extra betonen, das ist klar. Männer haben wohl irgendwo eine unsichtbare Gefühlsantenne, die Alarm schlägt, wenn eine Frau kurz davor ist die Beziehungsthematik anzusprechendiese Antenne wird allerdings so wenig benutzt wie die Klobürsten auf öffentlichen WCs. However, als er sie fest genug um seine Türklingel gewickelt hat, lässt er die Bombe platzen: wir sind Freunde und ich will dich nicht als Freundin verlieren.

Nägel auf der Schiefertafel sag ich nur

Aber nein, das weibliche Gehirn versucht die Situation emotional zu rationalisieren – was für ein Widerspruch in sich gell – in dem es alle „er hat es doch ernst gemeint“ Indizien aufzählt und zum Schluss kommt, dass er es nicht so meint, wie er gerade gesagt hat. Es ist lächerlich, aber nachvollziehbar zu gleich. Wenn Männer uns in ihre Lebensgeschichte einweihen, uns im Vertrauen Dinge erzählen, uns das Gefühl geben etwas Besonderes zu sein und ellenlange Gespräche über Gott und die Welt mit uns führen, dann ist das für unser Gehirn das „GO“ an der Ampel. Jaja, aber diese Investitionen sind Vorgehensweisen vom weiblichen Geschlecht, nicht aber vom männlichen.

Männern könnten ihr Leben wildfremden Leuten erzählen, es ist für sie keine grosse Sache – weil sie immerhin nicht ihre tiefsten Ängste und Gefühle preisgeben. Wir Frauen hingegen sehen es als grossen Vertrauensbeweis, wenn Mann uns wehleidig über seine verpatze Geburtstagsparty aus Kinderzeiten erzählt oder über seinen grossen Stress bei der Arbeit mault.  Männer schmeissen mit der Aufmerksamkeit auch rum als ob sie Brot wäre, alles was vielversprechend aussieht kriegt Aufmerksamkeit. Wir Frauen hingegen setzen unsere Aufmerksamkeit gezielter ein und tendieren eher dazu aufmerksamkeitsmonogam zu daten. Und fertig ist der Apfelstrudel.

Männer wissen, wie sie Frauen lange bei der Stange halten können – lang genug um dann gefahrenlos die „wir sind Freunde“ Bombe platzen zu lassen. Wieso? Weil die Frau zu der Zeit schon genug Hoffnungen und Gefühle aufgebaut hat und genug manipuliert worden ist um nicht mehr klar sehen zu können. Der verdorbene Apfel sollte auf dem Kompost landen, aber nein nein, nicht bei uns Frauen. Aus dem wird noch versucht ein Apfelkuchen zu zaubern – wir haben den Apfel immerhin lange genug bestaunt und begehrt, jetzt wollen wir unseren Kuchen. Aber schmeckt der Kuchen dann überhaupt noch? Soweit wird bei uns Frauen garnicht gedacht, Hauptsache wir kriegen das blöde Teil.

Männer haben auch ein Herz und sie wollen sich gebraucht und betüddelt fühlen. Ja das trifft auch zu wenn sie in einer Affäre sind – allerdings sitzen sie am Ende der Leitung und wollen nichts retour schicken. Was ist praktischer als eine liebe Frau die einem hinterherdackelt und abrufbereit ist, die ein bisschen(!) kuschelt oder einem voller Verständnis zuhört, wenn man wieder über den blöden Chef oder die vergeigte Autowäsche jammert und dann die Pforte zum Nirvana öffnet?

Jetzt ist der Moment indem viele sagen „aber Moment, er ist auch etwas eifersüchtig und hat mir gesagt, dass er mich nicht teilen will – er will mich“ – Schneewittchen hat auch nur einen roten Apfel gesehen und alle Vernunft über Bord geworfen, bravo, willkommen im Club! Kein Mann teilt wirklich gerne, auch wenn es sich nur um seinen Türabtreter mit zwei Brüsten handelt. Natürlich wird er sagen, dass es ihm nicht passt wenn jemand anderes an seinem Kuchen nascht – Männer sind Kinder im Herzen – aber kaufen würde er den Kuchen trotzdem nicht, der ist doch immerhin gratis und läuft übermorgen ab! Dabei geht es nur ums Ego, mehr nicht.

In jenem Moment wo es am süssesten ist, wird der Apfel schrumpelig und matschig. Irgendwie vor prädestiniert oder? Vielleicht sollten wir nicht nur dem Apfel hinterherjagen, sondern lieber einen eigenen Baum im Garten pflanzen.

Montag, 7. September 2015

#15 Rotchäppli in Love - Prestige ist das neue Pink



Prestigeobjekte werden immer wichtiger, ja schon fast essenziell – wer fährt den schnelleren Wagen, wer hat die grösste Michael Kors Sammlung zuhause (falls dieser Trend schon wieder passé ist, dann tuts mir ja leid) oder wer hat schlicht weg am meisten vorzuzeigen. Dabei habe ich mir letztens noch im Bett Gedanken darüber gemacht, dass mein damaliger Lebensstil mittlerweile garnicht mehr meinen jetzigen Bedürfnissen entspricht.

Ich habe mir wirklich Gedanken darüber gemacht, was ich im Leben brauche um glücklich zu sein – nicht nur was ich möchte. Wenn ich Dinge aufzählen kann, die ich möchte, habe ich bei weitem noch nicht all die Dinge die ich tatsächlich brauche. Hät ich gerne wieder einen Audi, na logo. Hät ich gern wieder eine teure Hütte für 2.5 k, na logo. Aber seitdem ich diesen ganz besonderen Mann kennen und lieben gelernt habe, der im Juno in mein Leben schritt, habe ich ganz andere Bedürfnisse in mir selber wahrgenommen oder gar wieder entdeckt. Er könnte mir Gänseblümchen vom Friedhof pflücken und ich würde ein riesen Bouquet sehen. Er könnte mit mir in einer kleinen Wohnung abseits leben und ich würde es mein liebevolles Zuhause nennen. Er könnte mich mit an den See oder die Aare nehmen und ich fühle mich wie im Urlaub. Er könnte mit mir Kebabessen gehen und ich geniesse es genauso wie im Gourmet Tempel.

Mein Partner ist für mich mein Zentrum, meine Familie, mein Halt und das Wesentliche im Leben – alles andere ist nur noch Beilage für mich.

Ich kann Männer verstehen die dem Thema Ehe mit einer gewissen Abneigung entgegentreten. Man sagt zwar, dass es der Tag der Braut ist, aber ich will und brauche kein Fest in dem ich im Mittelpunkt stehe und dafür mehrere tausend Franken verballer. Mich würde das Thema auch verschrecken, wenn Frau mit ihrer endlosen Liste von Sonderwünschen kommt. Jeder soll und darf zelebrieren wie er möchte, aber ich finde oftmals ist der Fokus zu sehr auf die Träume einer Frau ausgelegt, die sie damals als Kind hatte. Natürlich ist die Prinzessinen Hochzeit der Kindertraum schlechthin – aber es ist die Zelebrierung einer Bindung, nicht der eines längst vergangenen Kindertraums. Aber wo bleibt das Wesentliche? Wo bleibt die Intimität, die Art von Intimität die euch als Paar erst dort hingebracht hat? Ich bin mir sicher, dass jeder seinen Traditionen treu bleiben kann, wenn er nicht den Blick für das Wesentliche verliert. Wieso muss es ein Verlobungsring von Tiffany’s sein – weil es ein riesen Hype von damals ist und man wahrscheinlich neugierigen Nervensägen nicht sagen möchte, dass der Verlobungsring keiner aus dem Edelhause ist. Ich finde spätestens da sollte man sich fragen, wieso man sich verlobt.

Mit dem richtigen Mann an deiner Seite wird jeder Moment etwas Besonderes, jeder Fortschritt ist ein weiterer Stein auf dem Fundament, jede Aufmerksamkeit und Zuwendung ist ein besonderes Geschenk von Herzen. Wenn wir uns mehr darauf besinnen können, was wir brauchen – anstatt zu erfragen was wir wollen – dann bin ich mir sicher, dass wir alle viel glücklicher sind. Wer den Pfennig nicht ehrt, ist die Mark nicht wert.
Wenn wir nach dem Prinzip gehen, wag ich sogar zu behaupten, dass einige Ehen garnicht erst entstehen würden. Wie vielen Frauen geht es heutzutage noch darum eine Familie zu sein resp eine Familie zu gründen, wie vielen Frauen geht es noch um das eigentliche Geben und Erhalten des Eheversprechens? Oder dass die Kinder den gemeinsamen Familiennamen tragen? Nennt mich altmodisch, aber früher wurde man eher schräg angeschaut, wenn man zusammenlebte und nicht verheiratet war oder gar bis 35 munter durch die Geschichte reiste und keine Kinder hatte. Ich persönlich finde es schade, dass ich heutzutage belächelt werde, weil ich 25 bin und mir solche familiären Werte am Herzen liegen und ich diese genauso gerne umsetzen möchte wie meine Eltern und deren Eltern zuvor. Anscheinend ist Prestige das neue Pink, für mich aber nicht.

Ich dachte immer, dass es mein Traum sei eine grosse und exklusive Hochzeit zu feiern oder dass es unbedingt notwendig ist in einer riesigen Attikawohnung zu leben. Mittlerweile fühl ich mich in behaglicher Zweisamkeit so viel wohler und sicherer, dass alles andere Nebensache geworden ist. Es muss nichts kompensiert werden, weil alles vorhanden ist. Wenn ich abends nachhause komme freue ich mich jedes Mal, weil ich weiss, dass alles was ich brauche dort auf mich wartet. Wenn ich überteuerten Schmuck sehe, schaue ich meinen Ring an und lächel, weil kein Geld der Welt die Bedeutung des Ringes aufwiegen kann. Wenn ich wunderschöne und pompöse Hochzeiten sehe, freue ich mich insgeheim auf eine kleine, bescheidene familiäre Hochzeit – dieses Mass an Intimität und Vertrautheit kann mir selbst die luxuriöseste Hochzeit niemals geben.


Liebe ist Luxus, wenn man sie mit dem Herzen betrachtet. Wer das nicht sieht, schaut nicht richtig hin.