Sonntag, 28. Juni 2015

#12 Rotchäppli in Love - Gradwanderung



Höher und höher, das denk ich mir jedes Mal, wenn ich oben auf dem Dach sitze und die Beine baumeln lasse. Was ist schon der 12. Stock, denk ich mir. Und dennoch fällt es mir leichter, ohne zu überlegen mich weit oben hinzusetzen und unbekümmert die Höhe zu geniessen. Aber über meinen Schatten zu springen... das erschüttert mich bis auf mein Mark, wie jemanden der panische Höhenangst hat. 

Ich liebe diese Türme auf der Kirmes, die dich in 80 Meter Höhe schicken und dich in einem Wimpernschlag fallen lassen - um dich 20 Meter über dem Boden mit einem Ruck aufzufangen. Wieso sollte ich Bedenken haben, du wirst immer aufgefangen. Wie paradox das Herz, respektive unsere Gedanken, doch sein können, man könnte dabei sterben, wenn etwas schief läuft. Springt man aber über seinen Schatten in ungewisse emotionale Tiefen, dann würde einem vielleicht am Ende das Herz gebrochen werden - aber man würde leben. Wieso traut man sich in halsbrecherische Höhen aber nicht in die seelische Tiefe? 

Die Antwort liegt auf der Hand, aber wie können wir wirklich lieben, wenn wir nicht lernen zu springen? Das Wasser ist vielleicht garnicht kalt... ich denke sogar, dass das Wasser wunderbar warm sein wird und ich mich fragen werde, wieso ich die Meerjungfrau in mir drin so lange nicht entdeckt habe. Danach will ich garnicht mehr ans Land, das weiss ich jetzt schon.

Schonmal auf einem 10 Meter Turm im Schwimmbad gestanden? Ja es ist hoch, aber man kann die Höhe von oben nicht realistisch einschätzen, weil man bis zum Boden vom Schwimmbecken sieht - allein das ist schon schwer genug. Was ist aber nun, wenn man nicht bis zum Boden sieht und man einfach darauf vertrauen muss, dass da unten kein Weisser Hai mit Godzilla und Co wartet? 

Da steht jemand unten beim Beckenrand und winkt dir zu - "ich warte unten auf dich und fische dich zur Not raus" - weil er auch vertraut, dass der andere oben auf dem Turm den Mut finden wird um zu springen - weil er so entschlossen ist und seinem Herzen folgt.

Tief einatmen.... schau nicht runter, sondern spring. Atme weiter und du wirst das Gefühl des freien Falls geniessen. Nach dem ersten Sprung, wird jeder weitere ein Kinderspiel - weil du weisst, jemand wartet unten auf dich und er wird dich nicht ertrinken lassen. 

danke

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