Sonntag, 15. Februar 2015

#1 Rotchäppli in Love - wieviel kostet deine Liebe



Die schönsten Dinge im Leben kosten nichts, richtig? Richtig.

Früher war es egal, ob man nur 20 CHF im Monat Taschengeld zur Verfügung hatte - waren das schöne Zeiten, als man noch frisch verliebt auf dem Schulhof umherschlenderte und sich eigentlich um nichts als Hausaufgaben und den letzten Tratsch im Schulbus Sorgen machen musste.

Lang sind die Tage vorbei, Gott sei Dank, aber dennoch stellt sich mir die Frage: was kostet eine Beziehung mittlerweile, wenn man erwachsen ist? Eine sehr komische Frage, ich weiss, aber wenn man Mal genauer drüber nachdenkt, ist schon etwas dran.

Ich bin die letzte Frau auf Erden, die andere auf Grund ihrer finanziellen Lage verurteilt, dennoch sind wir uns bestimmt einig, dass eine Beziehung in den Zwanzigern und aufwärts schon lange nicht mehr nur von Briefli und Küssli lebt. Als Paar hat man das Bedürfnis zusammen Dinge zu unternehmen, die Welt zu erkundigen - einmal um die Welt und wieder zurück am besten - all das kostet einen Haufen Kohle, vorallem in der Schweiz, wo ja selbst eine pappige Pizza im Restaurant 20 Stutz kostet. Da stellt sich mir schon die Frage, ob eine missliche finanzielle Lage hinderlich sein wird für eine Beziehung. Klar ihr schüttelt jetzt aua alle den Kopf, aber denkt mal weiter: als Frau werdet ihr gerne mal eingeladen, ist schon klar, aber wenn ihr jedes Mal euren Freund erstmal drauf hinweisen müsst, dass Kino zum 3. Mal im Monat nicht drin liegt, dann leidet das eigene Ego mit der Zeit drunter. Ich bin zu mindestens so, hab echt Mühe mir etwas zahlen zu lassen - aber was ist wenn es nicht anders geht? Kann ich von meinem Freund erwarten, dass er es akzeptiert, dass gewisse Aktivitäten einfach nicht drin liegen für mich? Dass ein gemeinsamer Urlaub ebenso wenig realisierbar ist, wie ständig in den Ausgang zu gehen? Kann er damit leben, dass alle anderen um ihn herum mit ihren Freundinnen X Sachen machen und er nicht? Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen separate Urlaube oder Party Nächte, im Gegenteil. Ich hab das noch nie in einer Beziehung ausprobiert und würde sehr gerne rausfinden, wie das so ist.

Andersrum könnt ihr auch nicht erwarten, dass beide Seiten auf Dauer zufrieden sind, wenn der eine mehr Auslauf braucht und keine Lust hat wegen eurer finanziellen Lage immer nur zuhause auf dem Sofa zu hocken. Beziehungen festigen sich oder bröckeln, je nachdem ob eine gesunde Balance gegeben ist. Aber wie soll man eine solche Balance schaffen und beibehalten, wenn man einfach eingeschränkt ist, durch nichts banaleres als Geld. Für mich gibt es nichts unbedeutsameres als Geld und dennoch leben wir in einer Gesellschaft die ohne Geld einfach nicht funktioniert. Wir sind verwöhnt und hinterfragen nicht, nein wir geben aus. Wir gehen seltener Kompromisse ein, wir handeln einfach. Wieso? Weil wir es können, nunja die Leute mit Geld zu mindestens.

Ist es daher also doch nicht so verkehrt sich einer Beziehung gegenüber zu verschliessen, wenn man die finanziellen Mittel momentan nicht hat? Ich weiss es nicht, das muss jeder für sich vereinbaren. Aber es ist beängstigend, das gebe ich zu. Schlimm genug, dass wir nahezu überall Klassenunterschiede haben - gilt das nun auch für das Glück einfach geliebt zu werden und an die Magie von Neuanfängen zu glauben?